Next level: Perfekter Neubau im zweiten Anlauf
- Erfahrungen beim zweiten Neubau
- Was ist besser, was ist anders?
- Bildergalerien mit vielen Ideen
Nur einmal im Leben? Von wegen. Beim zweiten Mal baut es sich noch besser und hebt das Wohngefühl auf die nächste Stufe, wie unser Beispiel aus dem badischen Ortenaukreis zeigt.
Sibirische Lärche statt Putzfassade, Sichtbeton statt weißer Wände, das Wohnzimmer im ersten Stock statt im Erdgeschoss und keine Badewanne mehr, sondern eine große Erlebnis-Dusche: Nur zehn Jahre liegen zwischen den beiden Bauvorhaben von Myriam und Jan Herdrich, aber beim zweiten Anlauf machten sie vieles anders.
Erfahrene Bauherren sind die besseren Bauherren, heißt es. Weil sie ihre Bedürfnisse genauer kennen und deswegen ihr Haus präziser planen. Freilich lässt sich die Qualität der Planung steigern: indem man ein zweites Haus baut und nicht nur die Fehler des ersten vermeidet, sondern genauer weiß, wie man das neue Zuhause perfekt auf die eigenen Bedürfnisse zuschneidet.
Das erste Haus baute das Ehepaar unweit des Europaparks Rust nahe der französischen Grenze. Ein schönes Haus wenige Meter von der Altstadt entfernt, ausgelegt auf die klassische Familie mit zwei Kindern. Die Lage entpuppte sich aufgrund des täglichen Ansturms von Touristen allerdings als belastend.
Als Jan Herdrich einige Zeit später erfuhr, dass im nahe gelegenen Ettenheim Grundstücke mit weitem Blick übers Tal zum Verkauf standen, keimte der Plan: „Wir könnten doch verkaufen und ein zweites Mal bauen.“ Und tatsächlich fiel ein paar Wochen später die Entscheidung für den neuen Anlauf auf knapp 500 Quadratmetern in toller Lage.
Mit dem Entschluss kamen die Fragen: „Was haben wir aus dem ersten Haus gelernt?“ Den Antworten kamen Herdrichs auf die Spur, indem sie aufmerksam ihre Wohnerfahrungen reflektierten: „Wie oft sitzen wir mit Gästen vor dem Fernseher? Eigentlich nur, wenn ich mit meinem Bruder Fußball gucke. Aber wie oft sitzen wir mit ihnen am Esstisch, bekochen sie, schwatzen beim Wein und verbringen dort gemeinsam den Abend? Viel häufiger.“
Also wurde ins Erdgeschoss des Hauses ein großzügiges Esszimmer mit Kamin und angrenzender offener Küche geplant, dessen bodentiefe Fenster sich nach Süden und Westen zur Terrasse öffnen lassen. Der perfekte Platz auch für Partys.
Und das Wohnzimmer? Befindet sich im Bereich des Hauses ein Stock höher, mit dem noch schöneren Blick übers Tal. Das Obergeschoss bietet überdies ein Schlafzimmer mit Ankleide und großem Bad, Sauna sowie einer Erlebnis-Dusche. Keine Badewanne? „Nein, die haben wir im ersten Haus vielleicht zwei Mal pro Jahr genutzt.“
Im Unterschied zum ersten Bauvorhaben wurde auch nicht mehr Stein auf Stein gebaut und weiß verputzt, sondern ein Holzrahmenbau erstellt. Ein entscheidender Vorteil: Herdrich konnte beim Innenausbau kräftig selbst mit anpacken, so etwa die OSB- und Rigipsplatten für nichttragende Wände verarbeiten. „Ich habe sehr viel freie Zeit auf der Baustelle verbracht“, sagt der 43-Jährige, beruflich fürs Marketing einer Bank zuständig. „Es hat mir großen Spaß gemacht, mit dem Naturbaustoff Holz zu arbeiten.“
Die Kalkulation der Baukosten ging nur auf, weil der Vater des Bauherrn als Mann vom Fach die Sanitärinstallation übernahm. Beheizt wird das Haus mit einer Wärmepumpe, unterstützt von einem mit Wassertaschen ausgestatteten Kamin.
Anschlüsse für eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sind bereits vorhanden, aber sie muss warten, bis wieder ausreichend Kapital vorhanden ist. „Das Budget war knapp“, berichtet Jan Herdrich. „Das lag auch daran, dass wir keine Kompromisse gemacht haben.“
Eine Erkenntnis aus dem ersten Bauvorhaben: Was als vorläufiges Provisorium gedacht ist, wird meist doch nicht mehr geändert. Deswegen sollte es gleich die dauerhafte Lösung sein. „Zum Beispiel wollten wir im Obergeschoss einen Eichenboden, der da für immer bleiben kann.“ Oder in der Dusche.
Dort wurde mit Fliesen von 2,80 Meter Kantenlänge gearbeitet. Eine echte Herausforderung für den Fliesenleger, dem prompt die erste Fliese zerbrach. Heute ist es aber ein toller Anblick. Auch das Wasserbecken vor der Terrasse, wo man im Sommer herrlich die Füße baumeln lassen kann, ist ein Liebhaber-Detail. „Das hatten wir uns schon beim ersten Haus gewünscht, aber nicht realisiert.“
Dabei ist das Wasserbecken ein Eigenbau. Jan Herdrich: „Im Prinzip haben wir mit Kellersteinen den Umriss des Wasserbeckens gemacht und dieses dann ausbetoniert. Danach die Wände verputzt und innen mit schwarzer Poolfarbe gestrichen. Die Holzabdeckung sind Restbestände der Fassade und der Klinker unten ist der Rest vom Büro.“
Damit ein so individuelles Projekt ein Erfolg wird, braucht es versierte Fachleute. An erster Stelle: den richtigen Architekten. Mit Ralf Rauer, der vom Entwurf bis zur Abnahme alle Leistungsphasen verantwortete, ist Jan Herdrich gut befreundet. „Sein klarer Stil gefällt mir ausgezeichnet, und die Betreuung war super. Schon seine allererste Skizze hat genau unsere Bedürfnisse getroffen.“
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Die 165 Quadratmeter Wohn- und 70 Quadratmeter Nutzfläche sind in kubischen Formen aufgehoben, denen eine Verkleidung aus sibirischer Lärche die Strenge nimmt. Ebenso wichtig wie der Entwurf war freilich die Umsetzung. Gerade bei Sichtbetonwänden und -fußboden kommt es auf sorgfältige Arbeit an. Und Jan Herdrich hatte sich noch in ein weiteres Detail verliebt: flächenbündig eingelassene Sockelleisten.
Das musste der Betonbauer entsprechend vorsehen. „Wir hatten großes Glück mit den Handwerkern“, resümiert der Bauherr. „Aber nicht nur: Unser Architekt weiß einfach, mit wem man gut arbeiten kann.“ Auch Herdrich selbst, dank des ersten Bauvorhabens schon erfahren, sorgte immer wieder für gute Stimmung. „Gleich zu Beginn habe ich eine Kaffeemaschine und Kisten mit Softdrinks auf die Baustelle gestellt, später immer mal wieder Butterbrezeln vorbeigebracht. Das hat sofort die Stimmung gehoben. Man konnte das merken: Die Handwerker waren gerne bei uns auf dem Bau.“ Er lacht. „Was kostet mich eine Butterbrezel? 1,20 Euro und ein Lächeln.“
Aber ist denn jetzt tatsächlich alles perfekt? Jan Herdrich hält einen Moment inne. „Ach, so ein Zimmerle mehr wär’ scho’ gut“, sagt er in seinem badischen Tonfall, „so zehn Quadratmeter. Wo man das Bügelbrett einfach mal stehen lassen kann …“. Vielleicht beim dritten Anlauf?
Ein zweites Mal neu zu bauen ist sicher ungewöhnlich. Hier die grundsätzlichen Daten zum Neubau der Familie Herdrich, der Grundriss steht rechts als PDF zum Download zur Verfügung.
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