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Schneelast selbst berechnen

  • Schneelast berechnen – so funktioniert's
  • Schneelastzonen in Deutschland
  • Dach sicher vom Schnee befreien

Tief verschneite Orte haben Ihren besonderen Reiz. Aber Achtung: Eine große Schneelast kann das Dach einer Immobilie an die Grenze der Tragfähigkeit bringen. Erfahren Sie hier, wie Sie die Schneelast berechnen und welche Schneelastzonen es in Deutschland gibt.

Schneelast nicht unterschätzen

Holzhaus mit Garage und abgeflachtem Dach im Schnee
Bei zu hoher Schneelast droht der Einsturz des Daches. Vor allem Dächer mit geringem Neigungswinkel sind gefährdet. (Quelle: Adobe Stock)

Fakt ist: Eine zu große Schneelast kann ein Dach zum Einsturz bringen. Die Höhe der weißen Pracht alleine ist dabei nicht entscheidend, sondern das Gewicht. Handelt es sich beispielsweise um pulverigen Neuschnee, ist die Schneelast deutlich geringer als im Vergleich zu nassem Altschnee. Denn kristallisiertes Wasser kann beträchtliches Gewicht entwickeln.

  • Folgende beispielhafte Schneelast-Berechnung macht dies deutlich: Teils feuchter, teils vereister Altschnee, der 20 Zentimeter dick auf einer Dachfläche von 20 Quadratmetern liegt, kann bis zu 2.400 Kilogramm wiegen!

Die tatsächliche Last hängt aber nicht nur von der Menge und Art des Schnees ab. Eine Rolle spielt auch die Dachform selbst – genauer gesagt, der Neigungswinkel. Je steiler das Dach, desto weniger Schnee bleibt dort liegen. Bei einem geringen Neigungswinkel, wie zum Beispiel bei Flachdächern, setzt sich der Schnee besonders fest und kann sein ganzes Gewicht auf die Grundfläche des Daches bringen.

Zudem nehmen auch regionale Wind- und Klimaverhältnisse Einfluss auf die Schneelast und somit auf die Tragfähigkeit der Dachkonstruktion. So ist in Höhenlagen der Alpen natürlich mit deutlich mehr Schnee zu rechnen.


Schneelast berechnen – so funktioniert's

Wenn Sie grob abschätzen möchten, welchem tatsächlichen Druck Ihr Dach nach starkem Schneefall ausgesetzt ist, können Sie wie folgt selbst die Schneelast berechnen:


1. Entnehmen Sie dazu einen 10 mal 10 Zentimeter großen Schneewürfel von Ihrem Dach. Aber seien Sie vorsichtig: Die Wahrscheinlichkeit vom Dach zu stürzen ist wesentlich höher als das Risiko, dass der Dachstuhl unter dem Schneegewicht nachgibt. Alternativ können Sie auch eine Probe vom Boden nehmen und damit die Schneelast berechnen.


2. Wiegen Sie Ihren ausgestochenen Schneewürfel und multiplizieren Sie das Ergebnis mit 100 – dann erhalten Sie das Schneegewicht pro Quadratmeter. Etwa 100 kg/m2 entsprechen 1 kN/m2.
 

3. Natürlich können Sie sich auch die Mühe machen und die einzelnen Schichten der Schneedecke, wie Neuschnee, Altschnee oder Schnee-Eis bestimmen. Eine Anleitung zum Abschätzen der Schneelast vom Bayerische Lawinenwarndienst finden Sie im Internet.


Um die exakte Schneelast berechnen zu können, bedarf es eines Profis. Dachdecker, Baufachberater des Technischen Hilfswerks oder Experten der Feuerwehr beispielsweise führen Schneelastmessungen durch. Dabei werden mit Hilfe eines Messrohrs mehrere Schneeproben an unterschiedlichen Stellen des Daches entnommen und anschließend gewogen. Im nächsten Schritt wird die Probe auf Schneedichte, Vereisungsgrad und Wassergehalt untersucht. Die Berechnung des Gewichts erfolgt mit einer speziellen Software.

Ob Ihr Dach die berechnete Schneelast tragen kann, verrät Ihnen der sogenannte Standsicherheitsnachweis Ihre Gebäudes – also der rechnerische Nachweis der Stabilität – oder ein Statiker.  


Schneelastzonen in Deutschland

Deutschland ist auf Basis langjähriger Statistiken in sogenannte Schneelastzonen eingeteilt. Anhand derer können Sie abschätzen, mit welcher durchschnittlichen Schneemenge und folglich mit welcher Schneelast Sie für Ihr Dach zu rechnen haben. Die jeweilige Last wird in Kilonewton (kN) pro Quadratmeter angegeben. In vielen Regionen wird schon bei der Hausplanung die Statik an den jeweiligen Schneelastzonen ausgerichtet.

Deutschland ist in drei Schneelastzonen unterteilt. Die Zone 1 beschreibt die geringste und die Zone 3 die höchste zu erwartende Schneelast. Zudem gibt es noch die Zwischenzonen 1a und 2a. Hier ist die Last um 25 Prozent höher als in der jeweiligen Hauptzone.    

Regional verteilen sich die drei Schneelastzonen wie folgt. Der Einteilung der Zonen liegt eine bestimmte Berechnungsformel zur Schneelast zugrunde:

  • Die Zone 1 (>/= 0,65 kN/m2) umfasst unter anderem das Rheintal und die Niederrheinische Tiefebene.
  • Zur Zone 2 (>/= 0,85 kN/m2) zählen die Norddeutsche Tiefebene und beispielsweise das Siegerland und der Breisgau.
  • Zur Zone 3 (>/= 1,10 kN/m2) gehören die Alpen, das Erzgebirge und der Harz.

Durch Extremwetterlagen, die immer häufiger vorkommen, ist es nicht auszuschließen, dass auch in Gebieten mit normalerweise geringerem Schneeaufkommen starke Schneefälle auftreten können.  

Tipp: Zu welcher der oben genannten Schneelastzonen Ihr Wohnort gehört, erfahren Sie beispielweise unter schneelast.info.

Der Expertentipp zum Versicherungsschutz

Tritt durch zu hohe Schneelast der Schadensfall ein, sollte auf jeden Fall ein Versicherungsschutz zum Abfedern der finanziellen Folgen vorhanden sein. "Die  Wohngebäudeversicherung kommt nicht dafür auf, wenn eine große Schneelast Dach, Wintergarten oder Garage einstürzen lässt. Gegen solche Schäden müssen Sie sich als Hausbesitzer mit einer speziellen Elementarschadenversicherung schützen, die oft als Modul der Wohngebäude- und Hausratversicherung angeboten wird", sagt Schwäbisch-Hall-Versicherungsexperte Robert Plett. "Die Versicherung zahlt allerdings nur, wenn Sie beim Bau oder Umbau Materialien und Techniken einsetzen, die Ihrer Schneelastzone entsprechen", so Plett weiter.

Da bereits kleinste Beschädigungen am Dach die gesamte Konstruktion schwächen können, sollten Sie regelmäßig Ihr Dach überprüfen. Und wenn Sie an einen Dachausbau denken, ist das eine gute Gelegenheit, den Dachstuhl von einem Gutachter kontrollieren zu lassen.

Schwäbisch Hall-Versicherungsexperte Robert Plett
Schwäbisch-Hall-Experte Robert Plett rät zum Schutz vor den finanziellen Folgen zu hoher Schneelast zu einer Elementarschadenversicherung. (Quelle: Schwäbisch Hall)

Dach von Schneelast befreien

Verschneiter Kubusbau mit Flachdach und Garten
Bei zu hoher Schneelast sollte das Dach vom Schnee befreit werden. Am besten durch einen professionellen Räumungsdienst. (Quelle: Adobe Stock)

Erreicht die Schneelast die berechnete Tragfähigkeit Ihres Daches, muss dieses vom Schnee befreit werden. Vor allem wenn neue Schneefälle angekündigt sind, die die Schneedecke weiter anwachsen lassen, ist rasches Handeln erforderlich. Dennoch sollten Sie beim Räumen des Daches nichts überstürzen und mit Vorsicht agieren:  

  • Am besten betreten Sie das Dach erst gar nicht. Legen Sie eine Leiter an oder stellen Sie ein Gerüst auf. Achten Sie darauf, dass beides gut gesichert ist und nicht umstürzen kann. Wenn Sie ein Dachfenster oder eine Dachgaube haben, können Sie von dort aus das Dach vom Schnee zumindest teilweise befreien.
  • Um das Dach zu räumen, können Sie einen weichen Besen oder spezielle Schneeräumer wie beispielsweise Schneeschieber oder -rechen einsetzen. Diese sind ofmals mit einer Teleskopstange und einer Schneerutsche ausgestattet. Solche Gerätschaften erhalten Sie im Fachhandel.
  • Räumen Sie das Dach möglichst gleichmäßig. Das Abtragen auf nur einer Seite kann im Extremfall die Statik der Dachkonstruktion in Gefahr bringen.
  • Befinden sich Solarzellen einer Photovoltaikanlage auf Ihrem Dach, sollten Sie beim Entfernen des Schnees behutsam vorgehen. Die Module könnten sonst beschädigt werden. Sofern der Schnee aufgrund der glatten Oberfläche und der Neigung der Solarzellen nicht von selbst abrutscht, können Sie die Elemente ebenfalls mit einem weichen Besen oder speziellem Gerät säubern. Wenn häufiger Schneefall droht und folglich eine hohe Schneelast Dach und Haus belasten, lohnt es gegebenenfalls ein automatisches Schnee-Kehrsystem anzuschaffen, das fest auf dem Dach installiert wird.

Empfehlung: Am besten beauftragen Sie zum Räumen Ihres Daches einen professionellen Räumungsdienst. Mithilfe eines sogenannten Schneeräumungsplans wird Ihr Dach dann sicher vom Schnee befreit.


Schneefangsysteme für mehr Sicherheit

Schneelasten können nicht nur für Hausdächer zur Gefahr werden, sondern auch für Passanten: Dachlawinen können abgehen. Spezielle Fangsysteme, die auf dem Dach installiert werden und den Schnee am Abrutschen hindern, schützen davor.

Am häufigsten werden Schneefanggitter montiert. Durch sie staut sich der Schnee über der Traufe – etwa, wenn er bei Tauwetter langsam zu rutschen beginnt. Eine Alternative sind Schneefanghaken, die in bestimmten Abständen auf dem ganzen Dach verteilt angebracht werden. Sie sorgen dafür, dass der Schnee oben auf dem Dach gehalten wird und sich gar nicht erst wie ein Schneebrett Richtung Traufe bewegt. Eine generelle Pflicht, Schneefanggitter zu montieren, gibt es nicht. Einzelne Bundesländer und Kommunen fordern aber Hauseigentümer und Bauherren mit Blick auf die Verkehrssicherungspflicht dazu auf.

Eine weitere Möglichkeit, gegen die Schneelast auf dem Dach anzugehen, sind Dachheizungen. Diese gelten jedoch aufgrund des Energieverbrauchs als unwirtschaftlich und ökologisch fragwürdig.

Schneebedecktes Steildach mit kleiner Gaube
Gefahr durch Dachlawinen: Schneefangsysteme halten auftauende und rutschende Schneemassen sicher zurück. (Quelle: Adobe Stock)

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Häufige Fragen zum Thema Schneelast berechnen

Was bedeutet Schneelast?

Schneelast ist das Gewicht, dass durch Schnee auf einem Dach lastet. Die Schneelast ist abhängig von der Schneehöhe, der Art des Schnees (beispielsweise Neuschnee, Altschnee oder Eis-Schnee) sowie der Dachform. Auf einem Flachdach ist der Schneedruck höher als auf einem Schrägdach. Die Dachkonstruktion eines Gebäudes muss so ausgelegt sein, dass das Dach das gesamte Gewicht tragen kann. Dafür sorgt in der Regel ein Statiker. In Neubaugebieten erfolgt die Berechnung der Schneelast oftmals für das gesamte Areal und nicht für die einzelnen Gebäude.

Ob in einem Gebiet mit weniger oder mehr Schnee zu rechnen ist, darüber geben die Schneelastzonen Auskunft. Deutschland ist in drei Haupt-Schneelastzonen und zwei Zwischenzonen eingeteilt.

Kleiner Ausschnitt eines schneebedeckten Daches
Auf einem Flachdach ist die Schneelast höher als auf einem Schrägdach. (Quelle: Fotolia-77404826-labalajadia)

Welche Schneelast gilt für Carports?

Auf einem Carport und anderen Nebengebäuden lastet das gleiche Schneegewicht wie auf dem Wohnhaus. Daher ist auf eine stabile Bauweise unbedingt zu achten. Die Trägerpfosten bzw. die Pfostenanker sollten auf jeden Fall in einem betonierten Fundament eingelassen sein. Und natürlich muss die Dachkonstruktion die regionalen Schneelastwerte einhalten. Bei fertigen Carport-Bausätzen beispielsweise ist die zulässige Schneelast immer mit angegeben.

Wer nach starken Niederschlägen die tatsächliche Schneelast berechnen möchte, kann dies entweder selbst tun oder einen Experten damit beauftragen. Letzteres führt zu einem genaueren Ergebnis.  

 

    

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Artikel erstellt von
Joachim Horlacher
Schwäbisch Hall-Redaktion


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