Energieeffizienzklassen beim Haus:
Ein umfassender Leitfaden
- Was sind Energieeffizienzklassen?
- Energiebilanz: Top- & Flop-Standorte
- Effizienzklassen-Förderung bei Neubau & Sanierung
Ähnlich wie bei Haushaltsgeräten gibt es auch Energieeffizienzklassen für das Haus. Warum diese Einteilung immer wichtiger wird, was Sie Ihnen als Hausbesitzer bringt und welche Energieeffizienzklasse Ihr Haus hat, das klären wir in diesem Beitrag.
Das Wichtigste im Überblick
Wohngebäude werden nach ihrem energetischen Standard in Energieeffizienzklassen von A+ bis H eingeordnet. Anhand dieser Klassen können Eigentümer, Mieter und Kaufinteressenten einschätzen, wie hoch der Energieverbrauch im Haus ist. Deshalb spielt diese Einordnung auch bei der Bewertung von Immobilien eine große Rolle.
Vorgaben zum Energiesparen bei Häusern gibt es schon seit Längerem. Hier eine kleine Übersicht:
Mit Einführung der Energieeinsparverordnung ist der Energieausweis für Neubauten Pflicht, seit 2007 auch für Bestandsgebäude. Eigentümer und Mieter können anhand des Energieausweises erkennen, wie viel Energie erforderlich ist, um das Haus zu heizen und Warmwasser bereitzustellen.
Zunächst hatten die Ausweise nur die individuellen jährlichen Verbrauchs- oder Bedarfswerte in Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche beinhaltet. Doch für Laien war und ist die Bewertung solcher Zahlen schwierig. Deshalb müssen seit der EnEV 2014 die konkreten Werte zusätzlich in eine von neun Effizienzklassen eingeordnet werden. So weiß der Verbraucher auf einen Blick, ob es sich um ein energetisch gutes oder eher schlechtes Gebäude handelt.
Vorbild für die Darstellung der Effizienzklassen waren die Produkt-Label, die es für Haushaltsgeräte schon seit 2010 gibt. Dabei werden die Effizienzkategorien alphabetisch eingeteilt – von A+ (sehr gut) bis H (schlecht) – und zudem mit den Ampelfarben gekennzeichnet.
In Gesetzen und Verordnungen sind nach wie vor Vorgaben für konkrete Energiewerte und nicht für Effizienzklassen enthalten. Diese werden außerdem in Bezug gesetzt zu einem Referenzwert, der für jedes Gebäude individuell errechnet wird.
Ein neues Wohngebäude muss heute mindestens als Effizienzhaus 55 errichtet werden. Das bedeutet, sein Primärenergiebedarf darf maximal 55 Prozent so hoch sein wie im Referenzgebäude. Der zulässige Primärenergiebedarf beträgt maximal 40 kWh/m². In der Systematik der Effizienzklassen findet sich der Neubau also in den Kategorien A+ und A.
Für Bestandsgebäude gibt es bislang noch keinen verpflichtenden energetischen Standard. Die Mitglieder der Europäischen Union haben sich jedoch darauf geeinigt, die EU-Gebäuderichtlinie (Energy Performance of Buildings Directive – kurz: EPBD) zu überarbeiten. Danach müssen die Staaten den durchschnittlichen Primärenergieverbrauch ihres gesamten Wohngebäudebestandes bis 2030 um 16 Prozent und bis 2035 um 20 bis 22 Prozent verringern. Mindestens 55 Prozent dieser Einsparung soll durch Verbesserungen der energetisch schlechtesten Gebäude erzielt werden.
Wie die Länder das und auch die übrigen 45 Prozent erreichen, bleibt ihnen überlassen. Die zwischenzeitlich diskutierte Sanierungspflicht für alle Gebäude der Klassen E, F, G und H ist damit zwar vom Tisch. Eigentümer von Häusern dieser Klassen müssen jedoch mit wachsenden Anforderungen rechnen. Hinzu kommt: Bei der Bewertung der energetischen Qualität von Gebäuden ändert sich zur Zeit der Blickwinkel. Neben dem Energiebedarf und -verbrauch, spielen die Energieträger zunehmend eine Rolle.
Für die Einordnung in die Effizienzklassen ist das – noch – nicht von Belang, für die Anforderungen an Gebäude und ihre Ausstattung schon. Beispielsweise wird im Zuge der eben erwähnten EPBD-Novelle auch angestrebt, dass ab 2050 alle Neubauten als Null-Emissions-Gebäude („Zero-Emission building“) errichtet werden müssen. Die Angabe der CO2-Emissionen ist seit Anfang 2024 bereits in Energieausweisen Pflicht.
Die neun Energieeffizienzklassen bei Gebäuden sind nach dem Endenergiebedarf eingeteilt. Entscheidend ist also die Energiemenge, die im Jahr für Heizung, Warmwasserbereitung, Lüftung und Kühlung benötigt wird. Der Endenergiebedarf wird in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, kurz kWh/(m²a) gemessen.
Gebäude mit dem niedrigsten Endenergiebedarf – also dem besten energetischen Standard – finden sich in der Effizienzklasse A+, unsanierte Häuser in der Klasse H.
Diese Klassen sind in dem von Haushaltsgeräten bekannten Farbschema gekennzeichnet: A+, A und B werden grün dargestellt, C, D und E gelb, F und G orange und H rot.
Unsere Tabelle zeigt die Klassifizierung im Detail:
Energieeffizienzkla sse | jährlicher Endenergiebedarf | Jährliche Energiekosten | Haustyp |
---|---|---|---|
A+ | 0 bis 30 | 3 Euro/m² | Neubauten mit höchsten energetischem Standard, z. B. Passivhaus, KfW EH-40 plus |
A | 30 bis 50 kWh/m² | 7 Euro/m² | Neubauten mit hohem energetischem Standard, z.B. 3-Liter-Häuser, KfW EH-55 |
B | 50 bis 75 kWh/m² | 12 Euro/m² | Neubauten mit guter Dämmung, EnEV 2014 |
C | 75 bis 100 kWh/m² | 16 Euro/m² | Neubauten nach EnEV 2009 |
D | 100 bis 130 kWh/m² | 21 Euro/m² | sehr gut sanierte Altbauten |
E | 130 bis 160 kWh/m² | 27 Euro/m² | gut sanierte Altbauten; Gebäude, die nach Inkrafttreten der 2. Wärmeschutzverordnung 1982 errichtet wurden |
F | 160 bis 200 kWh/m² | 34 Euro/m² | Gebäude, die nach Inkrafttreten der 2. Wärmeschutzverordnung 1982 errichtet und noch nicht energetisch saniert wurden |
G | 200 bis 250 kWh/m² | 42 Euro/m² | teilweise sanierte Altbauten; Häuser, die nach Inkrafttreten der 1. Wärmeschutzverordnung 1977 gebaut wurden |
H | über 250 kWh/m² | 50 Euro und mehr/m² | unsanierte und schlecht gedämmte Bestandsgebäude |
Quelle: Verbraucherzentrale NRW, eigene Recherche
Der Endenergiebedarf ist die maßgebliche Größe für die Energieeffizienzklasse. Er hängt zum einen von baulichen Parametern ab: In Häusern mit einer guten Wärmedämmung sowie Fenstern und Haustüren mit gut isolierender Wärmschutzverglasung ist viel weniger Energie erforderlich als in einem unsanierten Altbau mit vielen energetischen Schwachstellen wie etwa Wärmebrücken und Undichtheiten. Auch die Einstellung der Technik spielt eine große Rolle. Eine optimal ans Gebäude angepasste Heizungsanlage mit möglichst niedrigen Vorlauftemperaturen benötigt viel weniger Energie als ein überdimensionierter, schlecht eingestellter Kessel.
Neben dem Gebäude und der Haustechnik entscheiden die Bewohner mit ihrem Verbrauchsverhalten über den Endenergiebedarf. Schon ein Grad Unterschied in der Raumtemperatur macht sich deutlich bemerkbar, die Dauer der täglichen Dusche ebenfalls.
Der Endenergiebedarf kann auf unterschiedliche Weise ermittelt werden. Das spiegelt sich auch in den beiden Arten des Energieausweises wider. Für einen Bedarfsausweis errechnet der Fachmann den Endenergiebedarf anhand von umfangreichen Daten zum Gebäude. Er berücksichtigt außerdem standardisierte Rahmenbedingungen zum Klima, Nutzerverhalten und Raumtemperatur.
Der im Verbrauchsausweis genannte Endenergiebedarf basiert auf Heizkosten- und Verbraucher-Abrechnungen aus drei aufeinanderfolgenden Jahren. Ein solcher Energieausweis dokumentiert also das individuelle Heiz- oder auch Lüftungsverhalten der Bewohner.
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Ein Haus mit einer hohen Effizienzklasse bedeutet für selbst nutzende Eigentümer und Mieter langfristig einen niedrigen Energiebedarf. Ihre Betriebskosten fallen auf jeden Fall niedriger aus als in einem energetisch schlechteren Gebäude, das mit demselben Energieträger beheizt wird. Zugleich ist der geringe Energiebedarf immer auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und zur Nachhaltigkeit.
Wer ein Haus mit einer hohen Effizienzklasse verkaufen will, kann damit inzwischen einen deutlich höheren Kaufpreis erzielen als für ein unsaniertes Haus. Einer Untersuchung des Portals Immobilienscout24 zufolge lagen im ersten Quartal 2023 die Angebotspreise für Wohnimmobilien der Effizienzklasse D rund ein Drittel unter denen der Effizienzklasse A. Sogar für Häuser der Klasse B gab es einen Preisabschlag zwischen 16 und 19 Prozent. Der Grund: Für Käufer bietet ein Gebäude neben den geringen Betriebskosten zusätzlich den Vorteil, dass sie selbst keine umfangreichen energetischen Sanierungen vornehmen müssen. Sie sind sicher – auch für den Fall, dass (weitere) Sanierungspflichten kommen.
In den nächsten Jahre müssen viele Immobilienbesitzer energetisch sanieren: das legt eine Untersuchung der Immobilienplattform immowelt nahe. Demnach hatten 35,8 Prozent der auf immowelt.de inserierten Wohnimmobilien eine Energieeffizienzklasse schlechter als E. Die höchsten Effizienzansprüche der Klassen A+ und A erfüllten dagegen insgesamt nur 6,2 Prozent aller inserierten Wohnobjekte. Vor allem in strukturschwachen ländlichen Regionen gibt es viele sanierungsbedürftige Immobilien:
Flop 5: Städte/Landkreise mit der schlechtesten Energiebilanz*
Die Städte mit der besten Energiebilanz liegen in Ostdeutschland. Das liegt am hohen Sanierungsgrad und dem Angebot neuer, hochwertiger Ferienwohnungen:
Top 5: Städte/Landkreise mit der besten Energiebilanz*
Bei den Landkreisen haben München (12,4 %), Regensburg (12,7 %) und Dachau (13 %) die besten Werte.
*Anteile aller Wohnimmobilien zum Kauf mit den Effizienzklassen F, G und H
Tipp: Zum Anzeigen der genauen Werte mit der Maus über den betreffenden Landkreis auf der Karte fahren.
Eine Sanierungspflicht, um eine bessere Energieeffizenzklasse zu erreichen, gibt es zwar für Bestandsgebäude nicht. Aber mit Blick auf die Einsparungen bei laufenden Kosten und die Werterhöhung lohnt es sich auf jeden Fall, bei einem Altbau die Effizienzklasse zu verbessern.
Ist bereits ein Energieausweis vorhanden, so finden sich darin Empfehlungen, wie sich der energetische Standard optimieren lässt. Oft sind schon einzelne Maßnahmen wie die Dämmung der obersten Geschossdecke ausreichend, um in einer höheren Effizienzklasse zu landen.
Allerdings fallen die Kostenersparnis und Werterhöhung bei umfangreichen Maßnahmen deutlich höher aus. Vor allem Eigentümer von energetisch schlechten Gebäuden sollten die Dämmung von Fassade und Dach sowie die Fenstererneuerung in Erwägung ziehen.
Aktuell sind die Gestaltungsspielräume dabei recht groß, denn die Anforderungen an die Standards für Sanierungen wurden im Gebäudeenergiegesetz nicht erhöht. Mit der Umsetzung der europäischen Gebäuderichtlinie könnten sie die Vorgaben jedoch gerade für unsanierte Häuser deutlich verschärfen.
Eine gute Grundlage für eine solche Sanierung ist ein individueller Sanierungsfahrplan. Darin stellt ein Energieberater in übersichtlicher Form vor, welche Maßnahmen in welcher Reihenfolge sinnvoll sind, welche Kosten entstehen und welche Fördermittel für Bestandsimmobilien es gibt.
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Um Fördermittel für die Verbesserung auf eine höhere Effizienzklasse zu erhalten, ist nicht die Effizienzklasse, sondern die Effizienzhausstufe der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) maßgeblich.
Dabei gibt es einen wichtigen Unterschied. Der KfW-Effizienzhausstandard beruht nicht auf dem Endenergiebedarf, sondern auf zwei anderen Kenngrößen, dem Primärenergiebedarf und dem Transmissionswärmeverlust (siehe dazu das Glossar).
Es gibt unterschiedliche Effizienzhaus-Stufen: EH 85, EH 70, EH 55 und EH 40. Die Zahl beschreibt den Grad der Energieeffizienz im Verhältnis zu einem Referenzgebäude mit dem Kennwert 100. Heißt konkret: Ein KfW-Effizienzhaus 85 (EH 85) benötigt nur 85 Prozent der Primärenergie, die ein EH 100 benötigt, das KfW-Effizienzhaus 70 (EH 70) nur 70 Prozent und so weiter.
Wer heute neu baut und dafür einen zinsgünstigen KfW-Kredit nutzen möchte, muss ein KfW-EH-40 bauen. Das hat einen Jahresprimärenergiebedarf von maximal 30 kWh/m² im Jahr. Fördervoraussetzung ist außerdem ein staatliches Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG). Hier finden Sie weitere Infos zur Neubau-Förderung.
Bei einer Sanierung müssen Bauherren mindestens die Stufe KfW-EH-85 erreichen, um in den Genuss von Fördermitteln zu kommen. Der Jahresprimärenergiebedarf darf maximal 45 kWh/m² betragen. Hier finden Sie weitere Infos zur Sanierungs-Förderung.
Effizienzhausstufen: Einteilung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur energetischen Bewertung von Häusern. Wichtig für den Erhalt von Fördermitteln.
Endenergiebedarf: Die Menge an Energie, die ein Haus oder eine Wohnung benötigt, um mit Wärme und Warmwasser versorgt zu sein.
Energieeffizienzklasse: Einteilung von Gebäuden zur energetischen Bewertung von A+ (sehr gute Energieeffizienz) bis H (schlechte Energieeffizienz).
Primärenergiebedarf: Der tatsächliche Energiebedarf eines Gebäudes. Neben den reinen Verbrauchswerten (Strom, Gas, Warmwasser) fließt hier auch der Aufwand für die Gewinnung, Aufbereitung, Speicherung, Transport und Bereitstellung der Energie ein.
Transmissionswärmeverlust: Die Menge an Energie, die über die Gebäudehülle verloren geht.
Ursprünglich sollte die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) eine Sanierungspflicht für die energetisch schlechtesten Gebäude (Worst Performing Building - WPB) enthalten. Diese Regelung gibt es jetzt nur noch für Nichtwohngebäude. Stattdessen sollen die EU-Mitgliedsstaaten den durchschnittlichen Primärenergieverbrauch des gesamten Wohngebäudebestands schrittweise reduzieren – bis 2030 um 16 Prozent und bis 2035 um 20 bis 22 Prozent. Auf welchem Weg diese Zeile erreicht werden, ist Sache der Einzelstaaten.
Sowohl bei der Energieeffizienzklasse als auch bei den Effizienzhausstufen wird die energetische Qualität eines Gebäudes bewertet – allerdings mit verschiedenen Kennwerten.
Die Einstufung in eine Energieeffizienzklasse erfolgt über den ermittelten Endenergiebedarf beziehungsweise Endenergieverbrauch. Bei den KfW-Effizienzhausstufen hingegen wird der Primärenergiebedarf des Gebäudes als Kenngröße genommen. Dazu kommt zusätzlich noch der Transmissionswärmeverlust.
Gerade durch verschärfte Regelungen beim Gebäudeenergiegesetz (GEG) und die höhere CO2-Besteuerung wird eine gute Energieeffizienz beim Haus immer wichtiger. Denn den steigenden Energiekosten ist nur durch Energieeinsparung beizukommen.
Die Erfüllung der schärferen Vorschriften des GEG vor allem beim Heizungstausch ist eine Investition, die sich durch die niedrigeren Kosten im Laufe der Jahre rechnen kann. Wann sich allerdings der höhere Aufwand genau auszahlt, ist von Haus zu Haus verschieden. Für eine seriöse Berechnung der Amortisation der Kosten für eine höhere Energieeffizenzklasse beim Haus sollten Sie auf jeden Fall einen Energieberater befragen.
Sie möchten Ihr Haus energieeffizient bauen oder sanieren? Sprechen Sie mit einem unserer Heimatexperten über Finanzierungsmöglichkeiten. Er kennt alle wichtigen Aspekte der Finanzierung und geht gerne auf Ihre offenen Fragen und Wünsche ein. Auch Fördermittel wie die KfW-Förderung können Sie gemeinsam einplanen. Er erarbeitet mit Ihnen einen Finanzierungsplan, der zu Ihnen und Ihren Bedürfnissen passt. Vereinbaren Sie jetzt einen Termin und profitieren Sie von unserer individuellen Beratung.
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