Deutschlands erstes 3D-Druck-Haus
- Innovative Bauweise
- Kosten für ein 3D-Druck-Haus
- Infos zum Stand der Technik
Das erste Haus in Deutschland, das mit einem 3D-Drucker gebaut wurde, steht in Beckum
im Münsterland. Welche Kosten sind entstanden und wie hat das technisch funktioniert? Wie wohnt es sich im 3D-Druck-Haus und was sind die Vorteile? Erfahren Sie mehr zum aktuellen Stand der Technik und zu künftigen Entwicklungen.
In den USA und Niederlande werden Häuser aus dem 3D-Drucker produziert. Auch hierzulande entstand das erste Haus aus dem 3D-Drucker. Es steht als Musterhaus in Beckum, Nordrhein-Westfalen. Das Pilotprojekt wurde im Rahmen des Förderprogramms „Innovatives Bauen“ durch das Land Nordrhein-Westfalen genehmigt und mit ca. 200.000 Euro bezuschusst. Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus der neuartigen Bautechnik dürften, so die Erwartungshaltung, für die gesamte Baubranche von großer Bedeutung sein.
Die Kosten für das Haus in Beckum lagen bei 450.000 Euro in gehobener Ausstattung mit Smart-Home-Technik. Erst nach weiteren Projekten unter unterschiedlichen Bedingungen werden aufgrund der noch jungen Technologie verlässliche Zahlen zur Verfügung stehen. „Das Interesse ist sehr groß und es gibt einige sehr vielversprechende Anfragen von internationalen Kunden“, so Jan-Peter Graumann. Er ist Global Business Development Manager im 3D Construction Printing Team der Firma Peri, die das Haus in Beckum gebaut hat.
Bei der Bauweise für ein Haus aus dem 3D-Drucker gibt es zwei Verfahren:
Das Fundament, die Bodenplatte, die Decken und das Dach werden herkömmlich hergestellt.
Der zertifizierte 3D-Drucker BOD2 von Peri wird von lediglich zwei Personen bedient. Neben dem Drucker werden für die Baustelleneinrichtung noch Silo und Mischpumpe benötigt. Der Drucker wird auf Betonblöcken befestigt. Aus Düsen trägt der riesige Druckerarm flüssigen Spezialbeton Schicht für Schicht im Zentimeterbereich umlaufend gemäß Grundriss auf die Bodenplatte auf. Die Wände sind dreischalig. So wächst das Haus in die Höhe. Fenster und Türöffnungen werden ausgespart. Während des Druckprozesses werden die Aussparungen für Anschlüsse, Leitungen und Dämmung bereits berücksichtigt.
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Bis ein Rohbau aus Ziegelsteinen hochgezogen ist, vergehen bisweilen einige Wochen. Beim Hausbau mit dem 3D-Drucker verkürzt sich die Bauzeit erheblich. In Beckum schafft der Druckerarm der Firma Peri einen Quadratmeter in fünf Minuten bei einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde. Hierfür wird speziell für den 3D-Druck entwickelter Flüssigbeton verwendet, der aus einer Düse präzise über einen Druckerarm auf die Bodenplatte aufgebracht wird.
Mit dem Haus aus dem 3D-Drucker schreitet die Automatisierung und Digitalisierung im Hausbau weiter voran. Dieses 3D-Druckverfahren gab es bislang in der Baupraxis nicht. Insbesondere für die Standsicherheit mussten Kennwerte bestimmt und dafür Materialprüfungen an der TU München für die Zulassung durchgeführt werden. Das Drucken von nassem auf nassen Beton ist dabei die Herausforderung. Die neue Bautechnik nahm alle behördlichen Genehmigungsprozesse. Das Haus aus dem 3D-Drucker erfült außerdem die Kriterien des Energiestandards KfW-55.
Bisher begrenzt die Größe des Druckers noch das Bauen. Mit dem BOD2 können nach Angaben des Bauunternehmens Peri Gebäude mit einer maximalen Grundfläche von 204 qm und drei Stockwerken gedruckt werden. Aktuell sind die Gebäude in der Breite (max. 14,6 m) und in der Höhe (max. 9 m) beschränkt. Grundsätzlich ist die Länge des BOD2 unbegrenzt.
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Die Kosten werden als niedriger eingeschätzt, da die Bauzeit kürzer und der Materialverbrauch niedriger ist. Leitungsrohre und Dämmung können zeitlich schneller eingebracht werden. Auch das Material selbst, der Flüssigbeton, ist günstiger als Mauersteine, Mörtel und ein benötigter Innen-/Außenputz. Es sind noch weitere Projekte nötig, damit verlässliche Kosten zur Verfügung stehen.
Das Haus der Zukunft? Eine nachhaltige Alternative zu bisherigen Bauweisen? Aus Projekten mit dem 3D-Druckverfahren werden aktuell in Deutschland, Europa und in den USA Erfahrungen gesammelt. Wenn sich die 3D-Drucktechnik am Markt etablieren kann, könnte diese zum Beispiel bezahlbaren Wohnraum für mehr Menschen ermöglichen. Weiterentwicklungen gehen zum Beispiel in Richtung Öko-Haus, Energieeffizienz und gesundes Wohnen. Hier wird beispielsweise am Einsatz nachhaltiger Rohstoffe wie Stroh und Pflanzenfasern gearbeitet, um ein thermisches Mauerwerk zu schaffen. In der Folge könnten auch Bauteile wie Badewanne, Waschbecken oder die Küche direkt aus dem 3D-Drucker ins Haus eingebaut werden.
Das Familienunternehmen Peri hat seinen Stammsitz in Weißenhorn (Deutschland). Sie gehören international zu den größten Herstellern und Anbietern von Gerüst- und Schalungssystemen. An einer dänischen Firma, die diese 3D-Drucktechnologie entwickelt hat, sind sie seit 2018 beteiligt. Nach dem ersten Haus aus dem 3D-Drucker baut Peri derzeit in Bayern ein dreistöckiges Mehrfamilienhaus mit fünf Wohnungen. Das wird nach Fertigstellung mit 380 qm Wohnfläche das größte Wohnhaus Europas aus dem 3D-Drucker sein.
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